Frauen und Velofahren – eine langer Weg mit Hindernissen
Wir schreiben das Jahr 1817. Karl von Drais hat gerade erst seine Laufmaschine vorgestellt – ein Zweiräder ohne Pedale, aber dafür bereits mit Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 15 km/h. Damit legt er den Grundstein für das, was später das Velo werden würde, wie wir es heute kennen.
Zur Zeit, in der von Drais lebte, war Velofahren eine Männersache. Aber das hat die Frauen nicht davon abgehalten, trotzdem in die Pedale zu treten. Frauen und Velofahren hat eine lange, bewegte Geschichte – Zeit, sie etwas genauer zu beleuchten.
Velofahren als feministisches Statement
Das erste Damenvelo kommt 1889 auf den Markt. Es kam mit einem niedrigeren Durchstieg – ein sogenannter Tiefeinstieg oder “Wave-Rahmen”, der bis heute mit einem Damenvelo assoziiert wird.
1897 trägt Amelie Rother als einzige Frau einen Text im Buch “Der Radfahrsport in Wort und Bild” bei. Sie ist Vorsitzende des Damen Radfahr-Klubs und eine umstrittene Persönlichkeit. Wann immer sie mit dem Velo auf den Strassen Berlins unterwegs ist, muss sie Beschimpfungen und Gejohle über sich ergehen lassen. Sie plädiert für bequemere Kleidung fürs Velofahren – was damals auf heftigen Gegenwind stiess. Die Gesellschaft befürchtete, dass das Velo den Frauen mehr Freiheit geben und sie von ihrem eigentlichen Platz zu Hause entfernen würde. 1901 bezeichnet die Frauenrechtlerin Lily Braun das Velo sogar als “Emanzipator”, galt Velofahren bis dato schliesslich noch als reine Männersache. Die Amerikanerin und Feministin Susan Brownell hält fest: “Nichts hat die Frauen mehr emanzipiert als das Velo – es gibt ihnen ein Gefühl der Freiheit und Selbstständigkeit.”
Frauen im Radsport
1894 und 1895 reist die Amerikanerin Annie Londonderry als erste Frau mit dem Velo um die Welt. 1893 findet das erste Velorennen für Frauen statt, an dem auch die oben erwähnte Amelie Rother teilnahm. Der Radsport hat sich auf die Damenmode der damaligen Zeit ausgewirkt: Die Röcke wurden kürzer, dann ganz durch eine weite Pumphose ersetzt, um das Treten in die Pedalen zu vereinfachen. Auch das Korsett diente auf dem Damenvelo schnell aus.
Das Mitmischen der Frauen im Radsport wurde alles andere als mit offenen Armen empfangen. Ärzte behaupteten, dass das Velofahren für die Sportlerinnen schädigende Auswirkungen auf die Gesundheit habe – so etwa, dass Velofahren während der Monatsblutung zu Unfruchtbarkeit führe. Bei anderen Medizinern war das Fahren auf einem Damenvelo sogar als Form der “weiblichen Masturbation” verpönt, welche durch den Druck des Sattels auf das weibliche Geschlecht “die sexuelle Libido bei manchen Frauen ins Unermessliche steigen“ lasse.
Bis heute ist der Widerstand gegen Frauen im Radsport spürbar. Im Reglement des Radsport-Weltverbands UCI wird zum Beispiel festgehalten, dass Rundfahrten für Frauen nicht länger als insgesamt 8 Tage dauern dürfen, und eine Etappe nach 130 Kilometern zu Ende gehen muss. Dieselben Einschränkungen gibt es bei den Männern nicht. Nach wie vor gibt es deshalb keine Tour de France oder Vuelta a España für Damen. Und wenn man sich das Ganze lohnmässig ansieht, wird der Unterschied zwischen den Geschlechtern noch krasser: Der Welt-Spitzenradprofi Chris Froome verdient rund 5,5 Millionen Euro im Jahr. Die Spitzenradfahrerin der Frauen, Annemiek van Vleuten, kommt hingegen gerade mal auf läppische 125.000 Euro.
Schweizer Frauen im Radsport
Trotz oder gerade wegen all dieser Hindernisse sind Frauen im Radsport allgegenwärtig. Hier in der Schweiz haben wir eine lange Geschichte des Radsports – einige der Top-Velofahrer*innen der Welt kommen aus unserem Land und mit der Tour de Suisse führen wir jährlich eins der grössten Velorennen überhaupt durch.
Eine der erfolgreichsten Schweizer Mountainbikerinnen ist Jolanda Neff: Sie ist dreifache U23-Weltmeisterin im Mountainbike-Cross-Country, dreifache Mountainbike-Gesamtweltcup-Siegerin, Weltmeisterin im Mountainbike-Marathon und Cross-Country sowie Olympiasiegerin im Mountainbike-Cross-Country – und das alles in ihren Zwanzigern!
2017 hat die damals 15-jährige Nadine Aeberhard in Amerika den Weltmeister-Titel im BMX-Fahren geholt und zählt bis heute zu einem der grössten Talente im Sport, zusammen mit Namen wie Camille Balanche oder dem Enduro-Talent Lisa Baumann.
Wusstest Du übrigens, dass es auch besondere Velomarken für Frauen gibt? Wir von MyBikePlan sind stolz, mit der Marke Liv Mountain E-Bikes speziell für Frauen anbieten zu dürfen. Liv E-Bikes ist die Schwestermarke von GIANT und wurde von der Velofahrerin Bonnie Tu gegründet. Nach dem Motto “Von Frauen, für Frauen” werden hier Velos entwickelt, die genau auf die Bedürfnisse von Frauen im Radsport abgestimmt sind. Wir finden: Eine richtig coole Sache!